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Auf dem Rad durch Italien: Die Geschichte des Giro d’Italia

Die Tour de France gilt als das Straßenradrennen schlechthin und dürfte wohl jedem Sportmuffel etwas sagen, es ist schließlich das bekannteste Radrennen der Welt. Es gibt daneben aber noch ein zweites Rennen, das ebenfalls enorm bekannt und beliebt ist: der Giro d’Italia. Diese Rundfahrt führt die Sportler durch italienische Landschaften hinweg über Flachland bis hin zu Gebirgen. Wir möchten dir etwas mehr über die Geschichte dieses traditionsreichen Radrennens erzählen, das nach der Tour de France das zweitwichtigste Rennen im Radsport ist. 

Startschuss für das erste Rennen im Jahr 1909

Schon seit mehr als hundert Jahren findet das Radsportereignis in Italien statt. Am 13. Mai 1909 traten das allererste Mal 127 Sportler in die Pedale. Aber wie kam es überhaupt zu der Idee für dieses Rennen? Als die Hauptverantwortlichen werden meistens Costamagna, Cougnet und Morgagni genannt (der Herausgeber und zwei Beschäftigte einer italienischen Sportzeitung), die sich von der Tour de France inspirieren ließen und selbst ein solches Rennen im eigenen Land auf die Beine stellen wollten. Der italienische Radsportverband entschied sich dazu, den Initiatoren unter die Arme zu greifen, sodass das Rennen tatsächlich durchgeführt werden konnte. 

Von den 127 Fahrern, die beim ersten Giro starteten, kamen nach acht Tagen 49 ins Ziel. Viele mussten während der acht Etappen von Mailand über Bologna, Neapel und Rom bis nach Florenz, Genua, Turin und zurück nach Mailand aufgeben. Im Vergleich zu heutigen Etappen muss man tatsächlich anführen, dass beim ersten Giro viel längere Strecken pro Tag (von 228 km bis hin zu sage und schreibe 397 km) zurückgelegt werden mussten als heute (maximal ungefähr 250 km) – und das ohne die technischen Feinheiten, die wir heute kennen. Kein Wunder also, dass den einen oder anderen beim ersten Durchgang dieses Rennens die Kräfte verließen. 

Besonderheiten in der Geschichte des Rennens

Von 1909 bis 1987 war es nur männlichen Fahrern erlaubt, an der Italien-Rundfahrt teilzunehmen. Erst 1988 wurde eine Tour mit Frauen ins Leben gerufen – nicht, dass diese sich am Rennen der Männer beteiligen konnten; sie haben ein eigenes Rennen – das Giro d’Italia Femminile oder Giro Donne – bekommen. Die Italiener dominieren ihren Giro im eigenen Land insgesamt, wenn man sich die Statistiken anschaut. In ungefähr zwei Dritteln der Rennen haben italienische Fahrer den Sieg erringen können. Es gibt außerdem drei Fahrer, die jeweils fünfmal den Gesamtsieg einfahren konnten, die Italiener Fausto Coppi und Alfredo Binda, sowie der Belgier Eddy Merckx. Den Rekord, wenn es um Siege bei einem einzelnen Wettbewerb geht, hält Alessandro Petacchi, der 2004 neun der zwanzig Etappen gewann. Allerdings wurde der Italiener beim Giro 2007 nach einem Dopingverdacht positiv getestet und ein Jahr später rückwirkend gesperrt. 

Grundsätzlich gilt für den Giro d’Italia, dass er immer drei Wochen lang im Monat Mai ausgetragen wird; in jedem Jahr seit der Gründung 1909. Doch die beiden Weltkriege sorgten für die einzigen Fehltermine in der langjährigen Geschichte. In den Jahren 1915 bis 1918 und 1941 bis 1945 gab es kein Straßenradrennen. In diesem Jahr kann es soweit kommen, dass der Wettbewerb das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg erneut abgesagt werden muss. Durch das Coronavirus, das vor allem Italien schwer getroffen hat, ist es denkbar, dass es 2020 keinen Giro geben wird. Der Veranstalter hat bereits das Auftaktrennen und die beiden folgenden Flachetappen in Ungarn (seit mehreren Jahren führt das Rennen auch in benachbarte Länder) abgesagt, hofft jedoch, dass der Giro zu einem späteren Zeitpunkt starten kann. Radsportfans können nur hoffen und abwarten, ob die schwierige Lage sich beruhigt und das traditionsreiche Straßenradrennen in diesem Jahr stattfinden wird und wir uns dann auf einige spannende Etappen freuen dürfen.

Author

Gerhagd